Das Leben im Eichhörnchenweg hört sich an wie auf einer Entspannungs-CD. Kein Zivilisationskrach stört die Idylle. Es gibt nur Vogelzwitschern und Blätterrauschen. Jetzt, im Frühling, hört sich alles so paradiesisch an, dass es unwirklich scheint. Zu schön, um wahr zu sein. Nur wahr. Ein Haus am Berghang mit dem Wald zum Nachbarn; ein Traum aus der Kategorie „wenn ich mal groß bin, möchte ich…“.

Ina Hesse hat sich diesen Traum im Eichhörnchenweg erfüllt. „Ich bin mit meinem Mann auf unseren Pferden über den Berg geritten. Wir haben uns umgesehen und gesagt ‚hier müsste man wohnen können‘“, sagt die 76-Jährige. Den Eichhörnchenweg gab es da noch gar nicht. Er wurde in den 60er Jahren geschaffen.
Damals hat er einen ebenso niedlichen Namen verpasst bekommen, wie seine Nachbarstraßen. Fuchsbau, Wieselpfad, Hasenwinkel und Dachsgang sind ganz in der Nähe. „Als dann hier etwas zu haben war, die Grundstücke parzelliert und vergeben wurden, sind wir hergekommen“, so Hesse. Die neue Straße war „ruckzuck bebaut“.
Fast 50 Jahre ist das her. Den guten Ruf hat die Ecke nach wie vor. Klüt-Südhang. Ein Premiumplatz zum Nestbauen. Auf der einen Seite überblickt man von hier das Tal, auf der anderen ist der Wald. Hinter den Häusern verschmilzt kultiviertes Grün im Garten mit unberührter Natur zu einer smaragdfarbenen Kulisse.

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Viele Grundstücke haben sogar einen direkten Zugang ins Landschaftsschutzgebiet. „Man ist sofort im Wald und kann spazieren, zum Beispiel zum Finkenborn oder zum Klütturm“, sagt Hesse. Die Tiere, die immer mal wieder aus dem Wald in ihren Garten kommen, findet sie wundervoll.
Selbst die Waschbären, die regelmäßig die Mülltonnen umstürzen. „Viele Nachbarn ärgern sich darüber“, sagt sie. Aber sie nicht. Sie findet die Kleinbären einfach nur süß. Und dann sind da noch die Vögel, die jeden Tag über die Dächer der Häuser hinwegsingen. „Es ist herrlich, wenn man im Garten steht und von allen Seiten die Lieder hört.“

Die singenden Vögel, ohne die es die himmlische Ruhe im Eichhörnchenweg nicht geben könnte, gefallen auch Anke Sporleder von nebenan. „Die Geräusche sind wunderschön, die Konzerte morgens mag ich besonders“, sagt sie. Als sie herzog, faszinierten sie besonders die Eichhörnchen im Eichhörnchenweg. Obwohl sie auf dem Land groß geworden ist, hat sie zum ersten Mal eines hier gesehen. Die flinken Nager springen je nach Jahreszeit mehrfach täglich über die Wiese im Garten, vergraben ein paar Eicheln und hüpfen weiter. „Hier zu wohnen, ist wirklich ein Traum.
Wenn man im Garten sitzt, dann ist das wie Urlaub“, sagt die 47-Jährige. „Die Luft ist hier auch anders, viel klarer und erfrischender.“ Mit ihrem Mann ist sie häufig schon früh morgens im Wald unterwegs. Beide joggen und walken gemeinsam. „Manchmal ist morgens schon einiges los“, sagt sie. Mit „einiges“ meint Sporleder, dass man auch mal wen sieht. Jogger, Hundebesitzer oder joggende Hundebesitzer.
Für die Nachbarn des Waldes ist das praktisch Trubel. In eine Großstadt ziehen kommt für Anke Sporleder überhaupt nicht infrage. „Ich liebe es, die Natur so nah zu haben. Für mich ist es Luxus, aus dem Fenster in den Wald zu schauen und nicht auf die nächste Hauswand.“ Trotzdem schiebt sie hinterher: „Wer ängstlich ist, darf hier nicht wohnen.“
Manchmal hört man am Abend die Wildschweine wühlen
Victoria Stemme hat keine Angst, aber etwas unheimlich findet sie es schon, wenn sie im Dunkeln eine Runde mit dem Hund Gassi geht und dabei die Wildschweine wühlen hört. Die zweifache Mutter wohnte mit ihrem Mann und den Kindern vor fünf Jahren noch nahe dem Ostertorwall. „Irgendwann haben wir festgestellt, dass wir eigentlich gar nicht oft in die Stadt gehen“, sagt sie.
Auf der Suche nach einem Haus, die mehrere Jahre dauerte, folgte die Familie schließlich dem guten Ruf der Gegend am Südhang des Klüt. Zurücktauschen würde sie nicht mehr. „Für die Kinder ist das hier ideal, da sind mir Geschäfte und Shopping egal.“ Statt Straßenlampen gibt es hier eben Glühwürmchen, statt Verkehrslärm rufen nachts die Käuzchen. Vor den Fenstern zieht die Zeit langsam vorüber und färbt die Blätter grün und wieder braun.

Die Geschichte des Eichhörnchenwegs in Hameln








Der Eichhörnchenweg wurde in den 60er Jahren gebaut. Damals wurde die Siedlung am Klüt-Südhang erschlossen und die Grundstücke zum Verkauf angeboten. Der Name der Straße hat keine tiefere Bedeutung, sondern ist lediglich der Nähe zum Wald und dessen Bewohnern geschuldet. Die 150 Meter lange Straße ist im Hamelner Stadtteil Klein Berkel.
50 Menschen sind in der 500 Meter langen Straße gemeldet. Sie ist verkehrstechnisch eine Sackgasse und die erlaubte Höchstgeschwindigkeit beträgt 30 Stundenkilometer. Wissenswertes über Hamelner Straßen, warum sie so heißen, wie sie heißen und wie sie früher aussahen, gibt es in dem Buch „Hamelner Straßen“ von Gerhard Pieper, erschienen in den CW Niemeyer Buchverlagen, nachzulesen.
Der Eichhörnchenweg in Zahlen
- 50 Anwohner: 29 Frauen, 21 Männer
- 11 unter 18 Jahren alt: 5 Mädchen, 6 Jungen
- 1 Gewerbe
- 3 Hunde
- 5 Laternen
- 45 300 Ergebnisse bei Google
- 1 rote Tür
- 16 Gullis
- 1 „Vorsicht Bissiger Hund“-Schild
- 1 „Honory Consul- General of the Republic of Ghana“-Schild