Die Häuser am Blumenweg, nahe der Weser, sind begehrt. Die Straße liegt stadtnah und doch im Grünen. Ist der Name also Programm? Könnte man meinen, wenn man das Straßenschild „Blumenweg“ liest, doch Inge Antony muss da gleich widersprechen: „Es gibt Viertel, in denen mehr Blumen wachsen als hier.“ Und sie muss es wissen. Wohnen sie und ihr Mann doch mit am längsten in der kleinen Straße nahe der Weser im Klütviertel.

Wo nach dem Zweiten Weltkrieg nichts als Felder waren, ist in den 50er und 60er Jahren nach und nach der Blumenweg entstanden. „Der Name hat den früheren Feldweg aufgewertet“, meint Ehemann Antony.
Liebevoll gepflegte Gärten, in denen die unterschiedlichsten Sorten wachsen, finden Besucher im Blumenweg dennoch vor. So auch rund um das kleine hellblau gestrichene Haus, in dem Redakteur und Autor Jens Meyer blumige Zeilen aneinanderreiht. Sein „Beetgeflüster“ hat auch außerhalb des Blumenwegs viele Fans gefunden. Aus der Kolumne in der Dewezet ist ein eigenes Buch entstanden; Lesungen führen Meyer weit über den Blumenweg hinaus ins Umland. Doch wäre nicht gerade hier der perfekte Ort für eine Lesung, um „seiner“ Straße Tribut zu zollen?
Die Nachbarn würde es sicherlich freuen, lobt doch Frau Antony die Gemeinschaft, die sich seit nunmehr zehn Jahren jährlich zum 1. Adventswochenende zum Nachbarschaftsfest bei Familie Zwirner trifft.
Das ist ein schöner Einklang zum Advent. Hier sieht jeder zu, dass er Zeit hat, daran teilzunehmen“, sagt Hans-Georg Hoffmann, der seit 1989 im Blumenweg wohnt. Stadtnah, trotzdem ruhig und mit ein bisschen Grün: Der Damm liegt gleich hinter Hoffmanns Haus, der Zugang zur Weser ist nicht weit entfernt. Schöne Spaziergänge entlang der Weser, sportliche Aktivitäten zwischen den nahen Feldern und Wiesen auf der einen Seite – und ein schneller Spaziergang in die Innenstadt oder ins Klütviertel, um Einkäufe zu erledigen auf der anderen Seite. „Man kann sich hier wirklich wohlfühlen“, freut sich der 58-Jährige, der sich als einer der letzten eines der begehrten Grundstücke am Blumenweg gesichert hat.

Ein bisschen Glück war mit dabei, sodass die Hoffmanns sowie eine befreundete Familie sich eine Baulücke sichern und zwei Häuser bauen konnten. Kein Haus steht hier lange her. Immobilienmakler werfen auch schon mal Zettel in die Briefkästen: „Wollen Sie Ihr Haus verkaufen?“ steht drauf. Inge Antony schmeißt diese immer gleich ins Altpapier. „Nein, wollen wir nicht“, sagt sie bestimmt. „Wir würden unser Haus hier nie verkaufen.“ Vermehrt zieht es wieder junge Familien in die Straße „Unsere Kinder und wir haben schöne Zeiten hier gehabt“, erinnert sich Inge Antony. Beim sommerlichen Gemeinschaftsfest kamen alle zusammen; gerne passte man auf die Kinder der anderen auf. Eine der älteren Generationen ist schon nicht mehr da; daher freut es Inge Antony umso mehr, dass es wieder junge Familien an die kleine Straße im Klütviertel zieht.
„Vermehrt zieht es junge Familien in die Straße“
Die Häuser im Blumenweg sind gefragt. „Schulen wie die TheodorHeuss-Realschule oder die Eugen Reintjes sind auch ganz in der Nähe – damit wäre ein möglicher Schulweg auch nicht weit“, weiß Sarah Müller von der Hamelner Wohnungsbaugesellschaft. Die HWG unterhält im Blumenweg drei Häuser mit insgesamt zwölf Wohneinheiten. Diese seien gut nachgefragt. „Die HWG hat dort bereits seit vielen Jahren keinen Leerstand zu verzeichnen.“ Schon seit 1965 ist eine Dame Mieterin. „Auch wir wollen hier nicht weg“, sagt Inge Antony. „Wir haben es so schön hier.“ Schon früher, wenn die Antonys in den Urlaub gefahren sind, haben sie sich immer gefreut, nach Hause zurückzukommen. „Hier wird gegenseitig nach dem Rechten geschaut, wenn einer mal nicht da ist“, ergänzt Hoffmann. Blumen gießen bei den Nachbarn? Im Blumenweg eine Selbstverständlichkeit.

Geschichte der Blumenstraße
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam 1946 das Jahrhunderthochwasser nach Hameln: Dort, wo jetzt die Häuser am Blumenweg stehen, liefen die Felder über. Eine Scheune von damals steht noch. Bebaut wurden die Flächen dann in den 50er Jahren.
Die Bäckerstraße in Zahlen
